Erzieherin - Viktoria - Wichtel Akademie München

Ablauf der Eingewöhnung in den Kindergarten

Wie läuft so eine Eingewöhnung im Kindergarten eigentlich ab? Ist das für die Kinder anstrengend? Und was machen die Eltern dabei? Und spielt es eine Rolle, ob der Kiga in der gleichen Einrichtung ist, wie die Krippe? Diese Fragen beantwortet am besten eine Erzieherin, die bereits viele Kinder im Kindergarten begrüßt und eingewöhnt hat:

Ablauf der Kindergarten-Eingewöhnung

Viktoria Rauter, Erzieherin in der Wichtel Akademie am Biederstein, Schwabing berichtet, wie eine Transition (Eingewöhnung) grundsätzlich abläuft (wobei jedes Kind individuell reagiert und somit jede Eingewöhnung anders verläuft): „Das neue Kindergartenkind kommt in der Freispielzeit zur neuen Gruppe hinzu und bleibt etwa zwei Stunden. Ich frage das Kind, ob es alleine in der Gruppe bleiben möchte oder, ob die Mama bei uns sein soll. Wenn das Kind aus unserer Krippe kommt, sind die Eltern eigentlich selten dabei, weil die Kinder Umgebung, Ablauf und Personen kennen. Alles ist vertraut und der Stress des Neuen ist reduziert.

Der zweite Tag verläuft ähnlich wie der erste und ich beobachte genau, wie neugierig das Kind auf seine Umgebung reagiert. Spielt es schon? Interagiert es mit anderen Kindern? Erkundet es den Raum? Denn dies alles sind Kennzeichen dafür, dass das Kind sich sicher fühlt. Sitzt es alleine, gehe ich zu dem Kind und beziehe es in Spiele mit ein. Je nach Bedürfnis des Kindes, nehme ich es auf den Arm oder an der Hand und begleite es bei seinen Erkundungstouren. Körperliche Zuwendung brauchen Kinder oft, wenn sie unter Stress stehen.

Am dritten Tag steigern wir die Anwesenheit in der Kindergartengruppe auf drei bis vier Stunden. Die Dreijährigen können sich bereits verbalisieren und darum ist es mir wichtig, sie zu fragen: ‚Wie geht’s Dir?‘, denn diese Eingewöhnungsphase ist emotional sehr sensibel. Das erfordert viel Mut – und es macht die Kinder stolz, zu hören: ‚Du bist schon ein richtig großes Kindergartenkind.‘

Selbstbewusstsein und Orientierungsfähigkeit

Den Neuankömmlingen stelle ich als Hilfe oft ein älteres Partnerkind an die Seite, das sich für den Neuankömmling verantwortlich fühlt. So haben die neuen Kindergartenkinder neben mir als Erzieherin auch eine Anlaufstelle bei den Kindern.

In den nächsten Tagen kommt das Kind bereits in den Morgenkreis. Das ist eine Steigerung der Anforderungen an das Kind, weil es Konzentration bedarf, hier ruhig zu sitzen. Und sofern sich das Kind wohlfühlt, bleibt es dann auch schon bis zur Schlafens-/Ruhezeit. Hier legen sich alle Kinder hin, entspannen sich und hören einer Geschichte zu oder schlafen ein.

In den ersten Wochen im Kindergarten wächst das Selbstbewußtsein der Kinder ungemein und ich bewundere teilweise die Orientierungsfähigkeit der Kleinen, sich so schnell unter 20 Kindern zurechtzufinden.

„Mein Kind dreht abends auf"

Viele Eltern berichten mir, dass ihre Kinder nun auf einmal am Abend aufdrehen und einen Energieschub haben. Das hat aber  nichts damit zu tun, dass sie nun in der Kita weniger schlafen. Sie haben einfach tagsüber sehr sehr viel erlebt! Sie lernen neue Gruppenregeln kennen, ihr soziales Umfeld hat sich vergrößert (die Gruppen sind im Kindergarten größer als in der Krippe) und damit ist es auch lauter.“

Dazu wie Eltern am besten die Eingewöhnung ihrer Kinder begleiten, äußert sich Lilo Baumann, Leitung der Personalentwicklung  der Wichtel Akademie: „Das Kind teilt sich den ganzen Tag die Aufmerksamkeit der Pädagogen mit vielen anderen – nach dem Kindergarten sollte daher das ‚ich‘ stärker zur Geltung kommen. Häufig werden die Kinder, sobald die Eltern beim Abholen in Sichtweite sind, weinerlich oder unselbständig.“ Das sei, laut Lilo Baumann, ganz normal. Den ganzen Tag bemühten sich die Kinder ‚groß‘ zu sein, jetzt, da die Mutter kommt, dürften sie loslassen. Es zeuge eher von einer guten Bindung zur Mutter/Vater, wenn das Kind in deren Anwesenheit seine Kraftanstrengung zurückfahre.

Die Kinder müssten den Stress des Tages nun verarbeiten. „Manche Kindergartenkinder wollen mit ihren Eltern nun mehr kuscheln, manche mehr reden, manche verarbeiten die Anforderungen im Schlaf – durch Zähneknirschen oder wilde Träume“, so Baumann. „Wenn die Kinder also nach dem Kindergarten „knatschig“ sind, dann brauchen sie Zuwendung und ihre Ruhe, wie wir Erwachsenen auch nach Feierabend, empfiehlt sie. “