Kinaesthetics Infant Handling
Kinder eignen sich ihre Bewegungsmuster nicht alleine an. Sie werden beeinflusst von der Art, wie Erwachsene sie tragen, wickeln oder füttern und sich in der Interaktion mit ihnen verhalten. Beim Kinaesthetics Infant Handling geht es darum, die Kinder beim Erlernen von Verhaltens- und Bewegungsmustern zu unterstützen, die den Besonderheiten der kindlichen Anatomie entsprechen. Generell bedeutet das, alle Bewegungen zuzulassen, die die Kinder bereits selbst ausführen können, und ihnen dabei im Dialog zu assistieren.
Wissenschaftliche Grundlage dafür ist die Kinästhetik (griechisch „kinesis“ für Bewegung, und „aesthesis“ für Wahrnehmung), also die bewusste Beobachtung und Analyse menschlicher Bewegung. "Handling" ist in diesem Fall die Bezeichnung für die Fähigkeit der professionellen ErzieherInnen ihre eigenen Bewegungen als Antwort auf die der Kinder zu gestalten. Das theorethische Konzept stammt aus den USA und bezieht sich auf die Pflegesituation im u3 (unter drei Jahren)-Bereich im Bewegungs- und Berührungsdialog zwischen Kind und Bezugsperson an dem beide Partner aktiv beteiligt sind.
Die Wickelsituation im Kinaesthetics Infant Handling
So legt die Bezugsperson sehr kleine Kinder vorsichtig auf eine relativ harte Wickelunterlage. Hier hat es im Gegensatz zu einer weichen Matratze die Möglichkeit Bewegungen auf die Seiten selbst durchzuführen. Ein Kind von 15 Monaten steigt, von einem Erwachsenen unterstützt, selbständig die Wickeltreppe hoch und legt sich auf die Wickelmatte. Die Hand des Erwachsenen agiert so, dass das Kind mit seiner Reaktion am Geschehen beteiligt ist. Die Bezugsperson gibt dem Kind von außen Impulse an den harten Körperteilen wie Schulter, Knie oder Becken, um es in den Wickelprozess mit einzubeziehen. Beim Kinaesthetics Infant Handling folgen beide den natürlichen menschlichen Bewegungsmustern. Komplettiert wird das harmonische Zusammenspiel zwischen Kind und Erwachsenem durch Augenkontakt und Körpersprache. „Wer nicht wie ein Gegenstand gedreht und gewendet wird, fühlt sich von Anfang an respektiert und ernstgenommen. Kinder werden durch das Kinaesthetics Infant Handling entspannter und zufriedener“, sagt die Trainerin der Pädagogischen Standards bei der Wichtel Akademie München. „Studien belegen, dass feinfühlige und dialogische Pflege bereits bei halbjährigen Kindern Kooperationsbemühungen bewirkt – sie heben zum Beispiel, wenn die Erzieherin eine Windel ausbreitet, schon selbst den Po.“ Im Ergebnis entwickeln die Kindern nicht nur gesunde Bewegungsmuster; der Ansatz führt auch zu einem positiven Kooperationsverhalten. Und auch die Fachkräfte profitieren durch das Kinaesthetics Infant Handling, da sich durch die Mithilfe der Kinder die Situation entspannt. Sie wird für alle Kräfte- und Nervenschonender. Kinaesthetics Infant Handling reduziert die Beanspruchung des Oberkörpers und vor allem des Rückens.