Magische Phase

Die magische Phase findet ungefähr zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr statt. In dieser Zeit beginnen Kinder, intensiv in Fantasiewelten einzutauchen – sie verkleiden sich und schlüpfen in verschiedene Rollen. Es handelt sich also nicht nur um eine lustige Verkleidung des äußeren Erscheinungsbildes, sondern um echtes Rollenspiel: Das Kind identifiziert sich mit der gewählten Figur (oft Märchen- oder Fantasiefiguren) und ahmt deren Verhalten nach.

Dabei schult es spielerisch seine Empathiefähigkeit, indem es versucht, aus der Perspektive der Figur zu denken und zu fühlen. Im Spiel lernt das Kind soziales Verhalten und insbesondere den Perspektivenwechsel – eine wichtige Grundlage für Empathie. Zusätzlich verarbeitet es im symbolischen Spiel eigene Erlebnisse und Gefühle; die magische Phase bietet also einen geschützten Raum, um emotionale Eindrücke auszuleben und Spannungen abzubauen.

Fantasie und Wirklichkeit

In dieser Entwicklungsphase verschwimmen für Kinder die Grenzen zwischen Fantasie und Realität. Sie glauben manchmal, dass Gegenstände lebendig sind oder dass ihre eigenen Gedanken und Wünsche magische Auswirkungen auf die Welt haben können. Dieses magische Denken ist normal und Ausdruck der lebhaften Vorstellungskraft im frühen Kindesalter. Viele Kinder haben in dieser Zeit auch imaginäre Freund:innen oder spielen ausgedehnte Fantasiegeschichten.

Erwachsene sollten diese fantasievolle Sichtweise wertschätzen und dem Kind Sicherheit geben. Es ist wichtig, auf die Ängste oder Fragen einzugehen, die aus der regen Fantasie entstehen – etwa wenn Monster unter dem Bett vermutet werden. Indem Eltern und Erziehende behutsam zwischen Fantasie und Wirklichkeit vermitteln (ohne die kindliche Fantasie zu bremsen), unterstützen sie das Kind dabei, Kreativität zu entwickeln und Schritt für Schritt die realen Gegebenheiten zu verstehen. Die magische Phase legt somit einen Grundstein für kreatives Denken und die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen.