Kitakind empfindet Frust und Wut

Gefühle und Emotionen bei Kindern verstehen

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Gefühle spielen in der Welt eines Kindes von Anfang an eine zentrale Rolle. Kinder erleben eine ganze Bandbreite an Emotionen und Gefühlen – vor allem in jungen Jahren – oft intensiver als wir Erwachsenen.

Ihre Gefühlswelt kann Eltern vor Herausforderungen stellen: Ein Kind kann innerhalb von Minuten von glücklich zu wütend oder traurig wechseln. Diese unmittelbaren Emotionen und Gefühle sind jedoch wichtig, denn sie bilden die Basis für die weitere Entwicklung, das weitere Lernen und das soziale Miteinander. Denn emotionale Kompetenz muss erst erworben werden.

Die emotionale Entwicklung von Kindern

Baby zeigt positive Emotion und lächelt

Die emotionale Entwicklung eines Kindes beginnt mit der Geburt und macht in den ersten Lebensjahren große Schritte. Babys zeigen bereits Freude, Ärger oder Trauer und reagieren auf die Mimik ihrer Bezugspersonen.

Im Kleinkindalter (etwa 2 bis 3 Jahre) durchleben viele Kinder eine Trotzphase mit heftigen Gefühlsausbrüchen – sie möchten ihren Willen durchsetzen, können aber Frust noch nicht kontrollieren.

Kind sitzt am Tisch mit Spielsachen und hat Wutanfall

Da­bei ma­chen sie wich­ti­ge Er­fah­run­gen – sie ler­nen, mit Ge­füh­len der Ent­täu­schun­gen um­zu­ge­hen. In die­sem Al­ter ha­ben Kin­der laut Da­ten aus Stu­di­en die meis­ten Wut­an­fäl­le. Ab dem Kin­der­gar­ten­al­ter ent­wi­ckeln sie mehr Ver­ständ­nis für die ei­ge­nen und frem­den Ge­füh­le und ler­nen lang­sam, ih­re Emo­tio­nen und Ge­füh­le bes­ser zu steu­ern.

Die­se Fä­hig­kei­ten – häu­fig auch als Emo­tions­aus­druck, Emo­tions­ver­ständ­nis und Emo­tions­re­gu­la­ti­on be­zeich­net – wach­sen im Lau­fe der Kind­heit und bil­den die Grund­la­ge für die emo­tio­na­le Kom­pe­tenz.

Wichtige Gefühle, Emotionen und ihre Bedeutung

Kinder erleben alle grundlegenden Gefühle. Hier vier besonders wichtige Emotionen und was sie für Kinder bedeuten:

Einflussfaktoren auf die Emotionsregulation

Wichtel Akademie Trennnungsschmerz

Bindung und Beziehung zu BezugspersonenSichere Bindungen sind essenziell für die emotionale Entwicklung. Kinder, die in einem liebevollen und unterstützenden Umfeld aufwachsen, lernen besser, mit negativen Emotionen umzugehen. Eltern und Erzieher sollten einfühlsam auf die Gefühle des Kindes eingehen und es bei der Regulation unterstützen.
 

Sprachliche und kognitive Entwicklung

Mit zunehmender Sprachfähigkeit können Kleinkinder ihre Emotionen besser verbalisieren. Eltern sollten ihre Kinder ermutigen, ihre Gefühle in Worte zu fassen, anstatt sie durch Wutanfälle oder Weinen auszudrücken.
 

Modelllernen durch Erwachsene

Kinder lernen durch Nachahmung. Wenn Eltern und Erzieher selbst ruhig und besonnen mit ihren eigenen Emotionen umgehen, übernehmen Kinder diese Strategien.
 

Temperament des KindesJedes Kind hat ein individuelles Temperament, das beeinflusst, wie es auf emotionale Reize reagiert. Manche Kinder sind von Natur aus ausgeglichener, während andere sensibler oder impulsiver sind. Eltern sollten die individuellen Bedürfnisse ihres Kindes erkennen und darauf eingehen.

Emotionsregulierung bei Kindern unterstützen

  • Gefühle benennen: Sprechen Sie die Emotion Ihres Kindes in einfachen Worten aus (z.B. „Bist du wütend, weil ...?“) und zeigen Sie Verständnis. So lernt es, seine Gefühle zu erkennen und in Worte zu fassen.
  • Ruhe bewahren: Bleiben Sie selbst ruhig und geduldig. Ihre Gelassenheit und Mimik signalisieren dem Kind Sicherheit.
  • Alternativen anbieten: Zeigen Sie kindgerechte Wege, mit Gefühlen umzugehen – zum Beispiel zusammen tief durchatmen bei Wut oder ein Kuscheltier zur Beruhigung geben bei Angst. Auch Geschichten oder Bilderbücher mit emotionalen Inhalten können helfen, Gefühle zu verstehen.
  • Klare Regeln setzen: Machen Sie freundlich deutlich, welches Verhalten nicht akzeptabel ist („Nicht schlagen.“). Das Kind soll wissen: Alle Gefühle sind erlaubt, aber nicht jeder Gefühlsausdruck ist in Ordnung.

Rolle von Eltern und Vorbildern

Kindergartenkinder sitzen im Stuhlkreis

Eltern und andere Bezugspersonen haben in ihrer Kompetenz eine entscheidende Rolle als Vorbilder. Kinder beobachten genau, wie Erwachsene mit Gefühlen und Emotionen umgehen und achten schon früh auf Gefühlsausdrücke wie Mimik und Tonfall.

Wenn Eltern Gefühle und Emotionen offen ansprechen, empathisch zuhören und auch die eigenen Emotionen angemessen vorleben, lernt das Kind ein gesundes Verständnis und Vertrauen im Umgang mit Emotionen.

Emotionale Kompetenz als Schlüssel zum Zusammenleben

Emotionale Kompetenz Mädchen reagiert empathisch auf kleiner Rollerunfall eines Jungen

Emotionale Kompetenz bedeutet, die eigenen und fremden Gefühle verstehen und steuern zu können. Sie ist ein Schlüssel für gelingende soziale Beziehungen und ein harmonisches Miteinander. Ein empathisches, emotional gefestigtes Kind findet leichter Freunde, kann Konflikte besser lösen und geht rücksichtsvoll mit anderen Menschen und deren Gefühlen um. Die Fähigkeit, Emotionen zu bewältigen und Empathie zu zeigen, bildet eine wichtige Grundlage für ein positives Zusammenleben.

Praktische Tipps für den Alltag

Kind hat Wutanfall beim Einkaufen
  • Im Kindergarten: Verabschieden Sie Ihr Kind mit einem kurzen, liebevollen Ritual und bleiben Sie ruhig. Ein vertrauter Satz oder ein Kuscheltier kann dem Kind die Angst nehmen – es merkt, dass Sie verlässlich wiederkommen.
  • Im Supermarkt: Bleiben Sie bei einem Wutanfall in der Öffentlichkeit ruhig und konsequent. Zeigen Sie Verständnis („Ich weiß, du bist enttäuscht“) für die Emotionen, halten Sie aber die Grenze ein – das Kind lernt, dass sein Frust zwar gehört wird, Sie aber nicht nachgeben.
Kindergartenkind spielt im Garten der Kita
  • Auf dem Spielplatz: Wenn ein anderes Kind Ihrem Kind ein Spielzeug wegnimmt, wird es wahrscheinlich wütend. Die Folge: es kommt zu Streit oder Tränen. Greifen Sie schlichtend ein und helfen Sie Ihrem Kind, seine Gefühle in Worte zu fassen („Das macht dich traurig/wütend“). Zeigen Sie Lösungen auf (teilen, abwechseln) – so lernt es, Konflikte fair zu lösen. Mit der Zeit wird es lernen sich zu regulieren und diese Strategien selbstständig anwenden. 
Kinder tanzen in der Kita als Emotionsregulation
  • Musik und Bewegung: Tanzen, Singen oder Musik hören kann helfen, Spannungen abzubauen und Gefühle auszudrücken.
  • Gefühlskarten oder Emotionswürfel: Diese Hilfsmittel können genutzt werden, um verschiedene Emotionen und Gefühle zu erkennen und darüber zu sprechen.
  • Rollenspiele: Durch das Nachspielen von Alltagssituationen können Kinder lernen, mit schwierigen Gefühlen umzugehen.

Auswirkungen einer gesunden Emotionsregulation

Eine erfolgreiche Emotionsregulation im Kleinkindalter wirkt sich positiv auf die gesamte Entwicklung aus:

Kurzfristige Vorteile für die Gefühlswelt

  • Weniger Wutanfälle und emotionale Ausbrüche
  • Bessere soziale Beziehungen zu Eltern, Geschwistern und Gleichaltrigen
  • Höhere Frustrationstoleranz und Anpassungsfähigkeit

Langfristige Vorteile für die Entwicklung

  • Stabilere psychische Gesundheit und geringeres Risiko für Angststörungen oder Depressionen
  • Bessere schulische und soziale Kompetenzen
  • Höhere Resilienz in stressigen oder herausfordernden Situationen

FAQs 

Warum haben Kleinkinder so heftige Gefühlsausbrüche?

Kleinkinder können ihre intensiven Gefühle noch nicht kontrollieren. Ihr Gehirn entwickelt sich noch; deshalb reagieren sie bei Frust oder Überforderung oft impulsiv mit Trotz oder Wut. Diese Gefühlsausbrüche sind in der Regel normal und legen sich mit zunehmendem Alter.

Wie reagiere ich richtig, wenn mein Kind einen Wutanfall hat?

Bleiben Sie möglichst ruhig und vermeiden Sie lange Erklärungen, solange Ihr Kind tobt. Warten Sie ab, bis sich die Lage beruhigt hat, und trösten Sie es dann. Danach können Sie in Ruhe erklären, was passiert ist, und gemeinsam überlegen, wie man das nächstes Mal anders lösen kann.

Ab wann verstehen Kinder ihre Emotionen?

Schon Babys spüren Stimmungen, aber erst mit etwa 2 Jahren können Kinder einfache Gefühle benennen. Im Vorschulalter begreifen sie immer besser, was sie selbst und andere fühlen. Empathie und das Verstehen auch komplexerer Emotionen entwickeln sich nach und nach im Laufe des Kindergarten- und Grundschulalters.

Mein Kind ist sehr ängstlich – was kann ich tun?

Nehmen Sie die Angst Ihres Kindes ernst und geben Sie ihm Sicherheit durch Ihre Nähe und feste Rituale. Drängen Sie es nicht, sondern gehen Sie behutsam in kleinen Schritten vor, um die Angst langsam abzubauen (z.B. erst ein Nachtlicht, dann langsam dunkler werden). Loben Sie Ihr Kind für jeden Fortschritt – das gibt Mut und Selbstvertrauen. Bei sehr großer Angst können Sie sich auch an eine Beratungsstelle wenden, um Unterstützung zu erhalten.

Unterscheiden sich Mädchen und Jungen in ihren Emotionen?

Im Grunde haben Mädchen und Jungen die gleiche Bandbreite an Gefühlen. Unterschiede im Ausdruck entstehen meist durch Erziehung und Rollenklischees – oft dürfen Mädchen eher weinen, während Jungen hören sollen „ein Junge weint nicht“. Wichtig ist, jedem Kind unabhängig vom Geschlecht zu erlauben, seine Gefühle zu zeigen, und ihm dabei mit Verständnis zu begegnen.