Erzieherin Annabel Wolf: Beeinflusst von Waldorf-Pädagogik
„Für mich war immer schon klar, dass ich Erzieherin werden will – nach meiner Ausbildung haben die Wichtel einfach am schnellsten zugesagt. Während der Ausbildung haben mich die Entwicklungsschritte der Kinder am meisten fasziniert: Was passiert wann? Welche Fähigkeiten entwickeln sich in welchen Zeitfenstern?
Faszination Waldorf-Pädagogik
Da der pflegerische Teil im Kindergarten wegfällt und die Kommunikation in den Vordergrund rückt, habe ich mich für den Kindergarten entschieden. Auch hier zählt die Wiederholung und auch hier sind Rituale wichtig – nur ist die Aufregung im Kindergarten weitaus größer, wenn sich etwas am Tagesablauf ändert, weil das Bewusstsein für die Abläufe schon so groß ist.
In meiner pädagogischen Haltung dem Kind gegenüber hat mich mein Praktikum in einem Waldorf-Kindergarten sehr geprägt: Es gibt kein Vergleichen und kein Loben, sondern die Handlung des Einzelnen steht im Vordergrund. Wenn die Kinder beispielsweise malen, dann frage ich nach und wenn es Lust hat, erklärt jedes Kind individuell und einzeln seine Zeichnung und auch das Drumherum. Das ist weitaus stärkender und ermutigender als ein verzücktes und oft auch inflationär gebrauchtes ‚Oh toll‘. Zuhören ist weitaus wichtiger als loben. Die Kinder sollen Dinge machen, weil sie es selbst wollen und nicht, weil sie Lob erwarten.“ Annabel Wolf erklärt dazu weiter, wenn Kinder Dinge machten, weil sie es selbst wollen, fördere das ihre innere motivationale Kompetenz, die für die Selbstständigkeit wichtig ist. Das bedeute außerdem, sie entwickelten die innere Haltung: Ich mache etwas, weil es mir wichtig ist und weniger, weil ich mir Lob wünsche.
„Ich versuche mich auch in meiner Art immer wieder auf die Haltung der ErzieherInnen der Waldorf-Kindergärten zu besinnen. Also ruhig, geerdet und entspannt zu agieren. Denn, wenn ich in meiner Rolle als Erzieherin unruhig agiere, übertrage ich diese Anspannung auf die Kinder.
Phantasie hilft bei Problembewältigung
Und auch bei der Auswahl des Spielzeugs versuche ich im Kleinen die Einflüsse der Waldorf-Pädagogik zu integrieren: So nehmen wir viele Naturmaterialien wie Filz, Rinde, Holz und Tücher und Decken, möglichst ohne vorgegebene Funktion, so dass die Phantasie angeregt wird. Je weniger vorgefertigt das Spielzeug, desto freier das Denken. Auch Tannenzapfen, Kastanien oder Nüsse kommen zum Einsatz – je nach Jahreszeit. Oft gehen wir auf eine Wiese im Westpark und die Kindergartenkinder sammeln Stöcke, die sie ganz nach ihrer Phantasie einsetzen. Je mehr Phantasie die Kinder entwickeln, desto größer die Vorstellungskraft und desto besser die Problemlösefähigkeit im Erwachsenenalter.
Dabei beobachte und dokumentiere ich welche Interessengruppen sich bilden: Manche brauchen Bewegung und rennen umher, andere forschen und untersuchen Käfer, viele klettern auf Bäume und helfen sich dabei gegenseitig. So erkennen wir auch soziale Kompetenzen, die sich dabei ausbilden.
Insgesamt haben wir im Kindergarten in Sendling-Westpark festgestellt, dass die Kinder ruhiger geworden sind, seit wir auf Naturfarben und Holzspielzeug setzen. Die Atmosphäre ist ruhiger und die Kinder entspannt.
Für meine Zukunft wünsche ich mir, dass es mir gelingt diese Haltung und Begleitung der Kinder nach Waldorf-Pädagogik noch besser umzusetzen – an den Kindern sehe ich, dass es sich lohnt.